Im Interview: Ken Porter

von Marcel, 27.07.2020

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(Links: Steffen, Ken, Markus Köstner, Thomas, Malte)

Das dreizehnte Studioalbum von DE/VISION markierte 2016 nicht nur den Neubeginn auf Produzentenseite, als sich DE/VISION entschlossen, mit Ken Porter (IntuiFon) und Stan Cotey zwei amerikanischen Musikern den letzten Schliff ihrer Songs erledigen zu lassen, sondern bescherte dem Berliner Duo mit Platz 11 die bisher beste ChartposiFon der Bandgeschichte. Das vielleicht zunächst gewagte Experiment, nicht persönlich mit den Produzenten am Album zu arbeiten, sondern über das Hin- und Hersenden von Musikdateien ist in jeder Hinsicht geglückt und hat DE/VISION bestärkt, den Erfolgsweg mit ihrem letztem Album „CITYBEATS“ konsequent fortzusetzen. Ken war gemeinsam mit Garre] Miles, bei Intuition aktiv und produzierte ab 2004 bereits Remixes für De/Vision.


Hallo Ken, ich freue mich das wir endlich zum lange geplanten Interview kommen und dich für unser neuestes Projekt, dem zweiten De/Vision Buch, mit einbinden dürfen. Weißt Du noch, wann Du das erste Mal mit Musik in Berührung gekommen bist?

Danke Dir für das Gespräch. Damals war Duran Duran die erste grosse Band die ich Klasse fand. Da müsste ich so 11 gewesen sein. Dann natürlich Depeche Mode, Camouflage, Erasure und dann etwas später De/Vision. Mich hat es eigentlich immer interessiert wie man die Lieder macht oder produziert, nicht nur zuhört. Die erste Band in der ich dann mal mitgemacht habe war eine Depeche Mode cover-band. Da dürfte ich so 15 gewesen sein.


Was motiviert dich und was gibt dir Energie?

 
Wenn es um Musik und Produzieren geht möchte ich mich persönlich immer verbessern. Das geht natürlich nicht immer, aber was ich meine ist das ich mir auch viel später nochmal die Songs anhöre und überlege was ich anders machen würde oder könnte. Ich schaue mir auch viele online tutorial Videos an. Man kann heutzutage soviel durch online tutorials lernen.
Sogar wenn ich mir Videos ansehe wo ich das meiste schon weiss, oder denke das ich es weiss, man lernt immer etwas neues. Ich finde es toll wieviele Leute sich Zeit nehmen ihr wissen zu teilen.

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Hast du beim Produzieren eine feste Routine oder leben deine Werke eher von spontanen Einfällen?

 
Ich würde sagen das ist unterschiedlich. Bei manchen Songs habe nicht immer gleich eine Idee, da probiere ich dann so meine RouFne wie zum Beispiel einfach durch Presets gehen bis ich was höre was mich inspiriert. Manchmal fange ich auch mit loops an, die am Ende vielleicht gar nicht mehr im Song sind aber die mir Ideen geben.
Bei anderen Songs höre ich dann manchmal sofort was im Kopf und dann versuche ich es gleich umzusetzen. Manchmal “bounce” ich dann auch Ideen und höre es mir im Auto oder so an, und wenn ich dann eine Idee habe “singe” ich sie einfach drüber und nehme das auf. So kam zum Beispiel die Hauptmelodie zu “Who Am I” zustande.


Bekommen die etablierten Musikproduzenten Probleme, wenn jeder alles in seinem Wohnzimmer herstellen kann?

 
Ich finde das sehr gut. Damals war es ja schon eher so das wer das beste Equipment hatte,hatte bessere Möglichkeiten als andere. Heutzutage hat fast jeder der Ideen hat die Möglichkeit das umzusetzen. Man braucht eigentlich nur noch minimales Equipment um sehr gute Sachen machen zu können. Ich habe schon einige Lieder oder Remixe im Hotelzimmer oder bei Starbucks gemacht. Wie schon vorher erwähnt, es gibt auch Produzenten die gerne
ihr wissen teilen. Ich finde das alles toll!

 
Kommen wir zu De/Vision. Wie und wann bist du das erste Mal auf die Jungs aufmerksam geworden?

 
Ich habe damals, so gegen 1990, noch in Deutschland gewohnt, bei Giessen um genau zu sein. Das erste Mal habe ich die Band, damals noch zu 4., in einem kleinen Raum hinter einer Eisdiele spielen sehen. Damals ist Lorenz noch rumgegangen und hat DM5,00 von jedem kassiert. Ich ha]e sogar noch eine De/Vision Kasse]e und das T-Shirt gekaub. Dann 17 Jahre später habe ich die Jungs auf Tour (mit meiner Band IntuiFon) persönlich kennengelernt und
seit dem bin ich guter Freund mit Steffen…


Es folgten über die Jahre so einige Remixe für die Band. Wie kam es zu der Auswahl der Songs die du bearbeiten durPest und hast du aus deinen angeferHgten Remixen einen persönlichen Favoriten?

Meine ehemalige Band Intuition war damals in den USA unter dem “A Different Drum” Label, so war auch De/Vision. Der Label Besitzer wusste das ich grosser De/Vision Fan war und wollte wissen ob ich Interesse hätte einen Remix von Aimee zu machen. Da war ich natürlich sofort dabei. Die Band fand den Remix damals so gut das sie ihn nicht nur auf der Single veröffentlicht hatten, aber auch auf ihrer “Best Of” und noch einer DVD drauf gemacht hatten. Das war natürlich toll! Wenn ich einen Favoriten unter meinen Remixen für De/Vision habe, dann glaube ich Aimee und Flavo(u)r Of The Week.


2007 warst du mit Intuition Support für De/Vision. Wenn du an die Tour zurückdenkst, hast
du besondere Erinnerungen?

 
Ja, einige. :) Als erstes muss ich sagen wurde mir klar das ich lieber Produzent bin als auf der Bühne zu stehen. Die Tour war sehr stressig!
Und dann natürlich das Steffen und ich durch diese Tour sehr gute Freunde geworden sind. Wir sind ob miteinander im Kontakt, Text oder FaceTime. Also, ich würde sagen das es alleine dadurch wert war das wir die Tour gemacht hatten. :)


Mit „13“ begann für De/Vision eine neue Ära. Das neue Produzententeam war eines der wichtigsten Bausteine an diesem neuen Projekt. Kannst du uns etwas von dem Arbeitsablauf, Wenn du an die Arbeit an dem Album zurückdenkst…


Ja, daran kann ich mich noch sehr gut erinnern. Ich kann mich auch noch genau erinnern als Steffen mich gefragt hatte ob ich interessiert wäre. Die hatten eine Show in Los Angeles. Das ist ca. 6 Stunden mit dem Auto von mir. Da bin ich dann auch mal hingefahren, weil wir uns schon seit einiger Zeit nicht mehr gesehen hatten. Vor- und nachdem Konzert hatten wir uns dann Backstage unterhalten und Steffen hatte mich gefragt ob ich interessiert wäre ihr neues Album zu produzieren. Das war doch überraschend, aber auch eine grosse Ehre.


Wir haben bei “13” sehr viel miteinander kollaboriert. Das heisst Steffen hat uns seine Ideen geschickt, manchmal 16-32 Takte, wir haben dann sehr viel daran gearbeitet, manchmal das Lied und Arrangement noch komplett ausgebaut, manchmal neue Chord progressions, Melodien, Bridge usw. dazu gemacht und wieder an Steffen geschickt. Der hat dann die Vokal Melodien gesucht, und die eingesungen, das heisst keine Wörter sondern nur so “da da da da” wie man die Vokal Melodien singen würde. Wir haben dann das komplette Lied fertig gemacht und Thomas hat die Texte dazu geschrieben. Am Anfang hatten wie vor das Steffen dann irgendwann mal in die USA kommt um Vokals aufzunehmen. Das hat Zeitlich aber nicht gepasst und er hat dann die Vokals in Deutschland aufgenommen, und wir haben sie dann hier editiert und in die Lieder gemischt, usw.


Ich glaube der Vorteil war das ich schon sehr lange ein De/Vision Fan war und ich wollte gerne ein Album machen was ich als Fan sehr gerne hören würde. Also, neue Sachen und auch ein bisschen von dem alten De/Vision musste dabei sein.


Steffen hat uns viel Freiheit bei diesem Album gelassen, weil alles eigentlich sehr gut lief. Am Ende wurde es dann doch noch zeitlich knapp. Stan und ich haben ja noch normale Jobs, also an diesem Album mussten wir dann Abends und am Wochenende arbeiten. Das wusste Steffen auch, und deshalb hatten wir auch schon sehr früh mit der Arbeit des Albums angefangen.


Nachdem das Album auf Platz 11 in den Media Control Charts geklettert war und so die höchste deutsche Charts-Platzierung in der Bandgeschichte bedeutet hatte, habt ihr noch einmal an dem Album „geschraubt“ und die Songs in der Tradition von Maxi-Singles, die in den 80er Jahren so populär gewesen sind, sich noch freier entfalten zu lassen. Was folgte war ein tolles 13 Extended Paket, was viele Fans begeistert hat. Wie genau kann man sich des Vorangehens weise an solch einem Projekt sich vorstellen, wo das Album ja schon fertig war, und man die Melodiestrukturen erweitert bzw. noch mehr herauskristallisiert?

 
Also, ich muss sagen das Projekt hat uns sogar noch mehr Spass gemacht. Es waren viele Kleinigkeiten in der Produktion der Songs die man vielleicht wegen dem Gesang hier oder da nicht immer gut hören konnte. Mit der Extended Version hatten wir dann die Möglichkeit noch ein bisschen die Musik und Parts herauszubringen. Stan hatte einige neue Parts mit seinem Modularen System gemacht und mir dann die audio Spuren geschickt und ich habe
mich um die Arrangements und das editieren gekümmert.


Zwei Jahre später folgte der Nachfolger „Citybeats“. Wenn du die Arbeit zum Vorgänger Album vergleichst, was habt ihr anders gemacht?


Dieses Projekt war viel schwieriger für Stan und mich. Bei diesem Album hatten wir nicht mehr soviel Produktions Freiheiten. :) Obwohl wir das Album am Anfang so angegangen waren wie “13”, wurde es uns schnell klar das dieses Album nicht so einfach klappen würde wie der Vorgänger. Das erste Lied das wir produziert hatten war “Last Goodbye”, und ich glaube man könnte das auch auf “13” machen und es würde passen. Steffen wollte aber doch unbedingt das sich nicht alles so wie das vorherige Album anhört, was natürlich Sinn macht. Wir ha]en das alles etwas unterschätzt. Zu dem Zeitpunkt war Stan auch schon nach Kalifornien gezogen, also konnten wir uns auch nicht mehr Abends nach der Arbeit oder am Wochenende so einfach treffen. Am Ende ist es ein gutes Album geworden, aber es gibt einige Sachen die ich von der ProdukFon her anders machen würde, und eigentlich auch besser machen müsste, wenn wir es nochmal machen würden.

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Deine persönlichen Favoriten auf den beiden von euch produzierten Alben?

 
Ich muss zugeben das mir alle Lieder auf “13” gefallen. Meine Tochter singt bei “Starchild”, also das auf alle fälle, “The Firing Line” und auch “Essence”. Aber wie gesagt es gibt kein Lied das mir nicht gefällt. :)


Bei Citybeats finde ich “Last Goodbye” und auch “A Storm Is Rising” am besten.


Sollen sich noch unbekannte Künstler am Mainstream orientieren, um verkaufbare Musik zu machen, oder geht es auch abseits von dem, was gerade in ist?

 
Ich finde man kann sich an alle Musik orientieren, egal ob mainstream oder underground. Es gibt viele Mainstream Songs die von der ProdukFon her wirklich Wahnsinn sind, und man kann viel davon lernen. Ich persönlich finde aber man sollte die Musik machen die einem Spass macht.


Der Ausbruch des Corona Virus bewegt in diesem Jahr die ganze Welt. Kontaktsperren, Unternehmen haben ihre Arbeit eingestellt, GeschäPe sind geschlossen. Auch die Musikindustrie hat hart darunter zu leiden. Wie erlebst du die Momentane Situation.


Ja, ich wohne ja in Arizona und bei uns steigen die Zahlen an. Ich vermisse es sehr meine Freunde und Teil meiner Familie in Person zu sehen. Meine Frau hat ein schwaches Immunsystem, also da müssen wir schon ganz besonders aufpassen. Ich hatte eigentlich Pläne im Juni nach Deutschland zu kommen, da ein sehr guter Freund von mir geheiratet hat, konnte ich dann aber natürlich nicht.


Was wünschst du dir persönlich und für die Musikbranche für die Zukunft?

 
Ich persönlich wünsche mir das mir der Spass an der Musik nie weggeht, weil es sich sonst nicht lohnt weiter zu machen. Ich habe Pläne noch einiges mit Steffen zu machen, das heisst andere Artisten zu produzieren und unter Steffen sein Label zu veröffentlichen. Da wird noch einiges kommen. :)

 

Ken wir danken dir sehr für das Gespräch, und wünschen dir und deiner Familie nur das
Beste und vor allem Gesundheit.

 
Ich danke Dir vielmals. Hat sehr viel Spass gemacht Deine Fragen zu beantworten.

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