Gründung und Anfangsjahre

In unseren Fanclub Magazinen und dem Buch „The Years We Shared“ haben wir über die Anfangszeit der Band schon einiges berichtet, aber wie genau die Gründung damals zustande kam wurde bisher nie so richtig erfasst. Nach langer Recherche aus alten, raren Interviews und Erinnerungen von Stefan konnten wir die Gründungszeit der Band etwas detaillierter und so ausführlich wie noch nie darstellen.

Die Wurzeln der Band gehen zurück auf das Jahr 1984, als sich Stefan und Steffen über einen Freund kennenlernten. Beide teilten eine Gemeinsamkeit: Die Leidenschaft zu Depeche Mode. Genau diese Leidenschaft leitete dann auch eine andere Begegnung ein, nämlich die mit Markus und zwar im Jahr 1986. Am Bensheimer Baggersee hörten Stefan und Steffen Depeche Mode, Markus ein paar Meter nebenan ebenso. So begegnete man sich das erste Mal. Stefan und Markus, die beide zufällig im gleichen Supermarkt jobbten, freundeten sich an und begannen Ende 1986 aus Spaß mit ersten musikalischen Versuchen. Erster Projekt- bzw. Bandname der beiden war The Infected. Schon kurz danach folgte die Umbenennung in House of Pain. Als man erfuhr, dass es die Band schon gibt erfolgte abermals eine Umbenennung in Age OP. Hier schloss sich Jens, ein Klassenkamerad von Markus, der Band an. Man kaufte sich Stück für Stück bessere Keyboards.

Wohlwissend um seine Qualitäten als Sänger versuchte Stefan damals Steffen davon zu überzeugen mitzuwirken, was allerdings noch einige Monate dauern sollte. In der Zwischenzeit wurde einiges getan um aus dem anfänglichen Hobby eine qualitative Band zu schaffen. Jeder der Jungs investierte vom wenig vorhandenem Geld in Equipment. Stück für Stück wurden neue Keyboards gekauft. Zu dieser Zeit schloss sich Steffen auch endgültig der Band an.

Stefan versuchte damals Steffen davon zu überzeugen mitzuwirken. Steffen schloss sich allerdings erst Monate später an, als sich der Musikstil etwas verbesserte

 Es erfolgte eine erneute Umbenennung in Futuristic Art. Kurze Zeit später stieg Jens nach einer Meinungsverschiedenheit aus. Thomas stieß dann auf Vorschlag von Stefan zur Band. Thomas war ein gemeinsamer Freund von Steffen und Stefan. Die Band war gefunden, nun musste ein anderer Name her. Nach großem Brainstorming einigte man sich auf DE/VISION, um im Plattenregal nicht weit weg von DM zu stehen. Nun wurden bessere Synthesizer, ein Atari ST, Sequenzerprogramm und eine Drum Maschine gekauft. In einem Kellerraum bei Stefan traf man sich nun regelmäßig um Lieder zu schreiben und zu jammen.

Man kann somit sagen das in den heimischen Kellerräumen von Stefan das Fundament von DE/VISION gelegt wurde. Mit diesen ersten gesammelten Erfahrungen ging es im Dezember’88 ins Studio um dort zwei Demo Songs aufzunehmen.  Andreas Tomalla, besser bekannt als Talla 2XLC, war im Gegensatz zu ZYX RECORDS von den Tapes beeindruckt. Andreas gilt als Pionier und einer der wichtigsten Wegbereiter der kommerziellen deutschen und internationalen Techno/Trance-Szene. Andreas wollte aber für die engere Auswahl weitere Demos haben. Dies war aber aus Qualitäts- und Zeitgründen nicht zu realisieren.  Dadurch keineswegs beeinträchtigt ergatterten sie sich noch im selben Monat einen Auftritt

in der Goldenen Krone in Darmstadt. Als Bedingung wurde festgelegt das man 3 Abende mit jeweils 2 Stunden Programm absolvieren sollte. An jedem Abend waren ca. 150 Leute in dem Saal, der mit Tischen und Bänken vollgestellt war. Doch DE/VISION schafften es trotzdem die Zuschauer von den Stühlen zu reißen.

Um einer breiteren Masse auf die Band aufmerksam zu machen gab es vom damaligen Management die Idee zur Verbreitung eines Kassetten Tapes. Um Kosten zu sparen entschloss man sich für einen Live-Mitschnitt. Und so wurde der dritte Abend aus der Goldenen Krone mitgeschnitten und anschließen als Live At "Goldene Krone" Darmstadt 15.02.1989 – Cassette, in einer Auflage von 200 Stück, veröffentlicht.

Um den Fans für die kommenden Auftritte ein aktuelles Tape anbieten zu können folgte recht schnell im Dezember’89 das zweite Tape „Tears Of Missing Days“ mit dem Titelzusatz Soft-Techno from Bensheim. Hier sind neben neuen Live Aufnahmen auch zwei Studioaufnahmen enthalten. When I Go und Pictures Of The Past, letzterer wurde bereits 1987 aufgenommen und ist der Band damals schon total ans Herz gewachsen, außerdem beschreibt der Text ziemlich genau die damals herrschende Zeitnot. „Tears Of Missing Days“ als Titel für das Tape könnte daher nicht passender sein. Neben weiteren Live Tapes, die folgen sollten, steuerten DE/VISION ab 1990 auch einige Tracks dem damals angesagten TECDANCE Cassetten Sampler (2) bei.

Man verfolgt weiter mit viel Fleiß und Enthusiasmus seine Ziele, neben der Musik stehen noch die Jobs und Abiturprüfungen an, um sich anschließend weitere musikalische Ziele zu setzen.

Es folgt im August 1990 die erste Deutschlandtournee, und direkt anschließend die Aufnahmen zur ersten Maxi Vinyl Your Hands On My Skin, in Eigenproduktion und Vertrieb hergestellt. Nachdem es der Band nicht gelungen ist, einen geeigneten Plattenvertrag zu erhalten, beschließt man, ein eigenes Label (SPR) zu gründen und über dieses die Veröffentlichung laufen zu lassen. Die immer größer werdende Fangemeinde soll nun auch in den Genuss der ersten Vinylsingle kommen, und so erblickt im Oktober 1990 Your Hands On My Skin das Licht der Welt. Der Zuspruch übertrifft sämtliche Erwartungen.

Bereits hier wurde klar, De/Vision sind eine Band die ihre Qualität als junge, aufstrebende Band mit großen Zielen aufzeigt. Ehrliche, handgemachte Musik, die damals wie heute in der Szene nicht als selbstverständlich angesehen werden darf.